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Tierknochen - Archäozoologische Untersuchungen

Im Laufe der Ausgrabungstätigkeit in Monjukli Depe kamen große Mengen an Tierknochen zu Tage, die meist durch ihren sehr guten Erhaltungszustand gekennzeichnet waren.

Die Untersuchung von über 52000 Tierknochenstücken erbrachte den Nachweis von Säugetieren, Vögeln, Fischen und Reptilien im Fundmaterial. Schafe und Ziegen als Haus- und Nutztiere sind sowohl für die frühäneolithischen Knochenkollektionen des 5. Jtsd. BCE als auch die neolithischen des frühen 6. Jtsd. BCE die sehr deutlich dominierenden Tierarten, gefolgt vom Hausrind in weitaus niedrigerer Anzahl. Einige Knochen von Hunden vervollständigen das Bild der domestizierten Tierarten. Als Wildtierarten sind hauptsächlich Halbesel und Gazelle vertreten.

Die Knochenassemblage des Fundortes verdeutlicht, dass die Subsistenzwirtschaft der Siedlungsbewohner*innen sowohl auf der Kultivierung von Pflanzen als auch auf Tierhaltung basierte. Das Wildtierrepertoire deutet an, dass zwar der Nahrungsgewinn durch natürliche Ressourcen gelegentlich ergänzt wurde, Jagdtätigkeiten jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielten.

 

Nahaufnahme einer Knochenansammlung, u.a. Hornzapfen, Schädelfragment und der halbe Unterkiefer eines Rindes; diese Knochen waren in den Ascheschichten des Eastern Middens entsorgt worden.

Nahaufnahme einer Knochenansammlung, u.a. Hornzapfen, Schädelfragment und der halbe Unterkiefer eines Rindes; diese Knochen waren in den Ascheschichten des Eastern Middens entsorgt worden.

Einer besonderen Bedeutung kommt den Knochenkollektionen aus einem großen Aschehaufens, der sogenannte Eastern Midden, zu. Dieser archäologische Befund lag in einem von Häusern umgebenen Areal und zeichnete sich bereits zum Zeitpunkt der Ausgrabung aus, da er viele relativ vollständige Tierschädel und andere Tierknochen, die sich noch im Verbund befanden, enthielt. Eine kontextuelle Untersuchung zeigte, dass die Knochen vom Eastern Midden im Vergleich zu anderen Kollektionen aus der äneolithischen Siedlung unter anderem eine niedrige Knochenfragmentierung aufweisen, in höhere Dichte vorkommen, und einen erhöhten Anteil an Rinder und Wildtierarten wie Gazelle oder Wildschaf erkennen lassen. Zusammen mit der besonders guten Erhaltung von Schädel, Gebiss und Hornzapfen lassen diese Hinweise vermuten, dass die Fauna des Eastern Midden höchstwahrscheinlich Reste von Festmählern enthielt, wobei Rindern bei den Festen anscheinend eine gewichtige Rolle am Ort zukam.

Innerhalb des Fundmaterials in Monjukli Depe wurde des Weiteren eine kleine Anzahl Knochenartefakte <link> entdeckt, wie zum Beispiel Ahlen oder mit einem eingebrannten Loch versehene Beckenknochen.

Die Untersuchungen des Tierknochenmaterials von Monjukli Depe fanden durch die archäozoologische Abteilung des Deutschen Archäologischen Institutes in Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Norbert Benecke statt.

 

Im Verband liegende Wirbel eines Rindes im Abfallbereich "Eastern Midden".

Im Verband liegende Wirbel eines Rindes im Abfallbereich "Eastern Midden".

Für weiterführende Literatur siehe: Benecke in Pollock et al. 2011; Benecke in Pollock et al. 2018; Eger in Pollock et al. (Hrsg.) 2019; Eger et al. in press; Eger in Vorbereitung.

Blick auf einen Teil des Eastern Middens. Zahlreiche Tierknochen, einige davon noch im anatomischen Verband, wurden zusammen mit großen Mengen von Asche in dem Abfallbereich entsorgt.
Blick auf einen Teil des Eastern Middens. Zahlreiche Tierknochen, einige davon noch im anatomischen Verband, wurden zusammen mit großen Mengen von Asche in dem Abfallbereich entsorgt.
Oberkieferfragment eines Rindes und zwei linke Unterkieferhälften von Schaf oder Ziege aus den ältesten Schichten des Abfallbereichs "Eastern Midden".
Oberkieferfragment eines Rindes und zwei linke Unterkieferhälften von Schaf oder Ziege aus den ältesten Schichten des Abfallbereichs "Eastern Midden".
Schädelfragment eines Rindes aus den Ruinen von Haus 10.
Schädelfragment eines Rindes aus den Ruinen von Haus 10.