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Survey

Zusätzlich zum Ausgrabungsprojekts in Monjukli Depe, wurde 2012 ein Survey in der Umgebung durchgeführt. Das Ziel des "Chaacha Meana Surveys" (CMS), war die Feststellung räumlicher Veränderungen der Siedlungs- und Landschaftsnutzung sowie die Rekonstruktion hierfür relevanter sozialer, politischer, ökonomischer und ökologischer Faktoren. Dabei lag ein besonderes Augenmerk auf dem Zeitraum von Äneolithikum bis Bronzezeit.

Mäander eines Wadis südöstlich von Monjukli Depe im Spätsommer.

Mäander eines Wadis südöstlich von Monjukli Depe im Spätsommer.

 

Der Survey, der im August und September 2012 zu Fuß und per Auto durchgeführt wurde, konzentrierte sich auf ein 120 km² großes Areal. Hierin einbezogen waren die Siedlung Monjukli Depe, das Wadi Meana sowie die Schwemmebene zwischen den Flüssen Meana und Chaacha. Auf Grundlage von Satellitenbildern (CORONA, Google Earth und Bing Maps) und georeferenzierten Karten der 1970er Jahre aus der Sowjetunion wurden die Grenzen des Surveys und eine auf der Basiskarte markierte Rasterstruktur erstellt. Diese georeferenzierten Informationen wurden in ArcGIS importiert, um die Begehung der einzelnen Transekte (eng: transects) und die jeweiligen GPS Messungen zu erleichtern. Die Begehung durch Teams von je zwei Personen täglich deckte gegen Ende der Saison etwa 60 Transekte ab. Die Gebiete mit einer starken Sedimentablagerung wurden dabei vermieden. Ein besonderer Fokus lag auf bereits bekannten Fundstellen. Einige wenige dieser Fundstellen lagen außerhalb des erstellten Rasters. Die Untersuchung konzentrierte sich vor allem auf Gebiete nördlich und nordöstlich sowie südlich und südöstlich des Dorfes Meana.

Jede identifizierte Fundstelle wurde mithilfe von GPS Koordinaten verortet. Die Dokumentation schloss auch Wetterbedingungen, damit zusammenhängende Sichtverhältnisse, Höhenangaben, Bodensichtbarkeit, Landschaftsmerkmale und Informationen über die jeweilige Vegetation mit ein. In anderen Regionen Westasiens ist die Oberflächendichte von materieller Kultur im untersuchten Gebiet – mit Ausnahme der eigentlichen Fundstellen – spärlich. Daher registrierten wir auch Stellen mit geringer Streuung von Artefakten als archäologische Orte, ebenso wie solche, bei denen nur eine sehr geringe Erhebung über der Umgebung festgestellt werden konnte.

Eines der bemerkenswertesten Ergebnisse des Surveys war die Menge an Sedimentablagerungen, welche tiefgreifende Veränderungen der Landschaft bewirkten. Hydrologische Faktoren, formten die Region und beeinflussen auch heute noch die Sichtbarkeit der verschiedenen Fundstätten. Der Blick auf vergangene Siedlungen kann daher nur als fragmentarisch beschrieben werden. Dies führt dazu, dass viele nur kurzfristig bewohnte Orte, da sich dort keine lange Stratigraphie bilden konnte, unter den Sedimentablagerungen begraben sind. Daher wird die heutige Landschaft durch Siedlungen aus der Sasanidenzeit und dem Mittelalter, dominiert. Trotz dieser Umstände, wurden neben dem umfassend untersuchten Monjukli Depe insgesamt 54 weitere Fundstätten identifiziert. 26 dieser Stätten wurden aktiv begangen und intensiv untersucht (GPS-Messungen, Fotografie und das Absammeln diagnostischer Artefakte nach intern unterteilten Sammelfeldern, wo dies als sinnvoll erachtet wurde). Die restlichen 28 Fundstätten an den Ausläufern des Kopet Dag wurden in der Begleitung des Direktors des zuständigen Regionalmuseums in Kaaka aufgesucht. Diese Besuche waren in der Regel kurz, ohne die Möglichkeit tiefgreifender Analysen. Feldarbeit beschränkte sich auf das Registrieren von GPS-Koordinaten, Höhenangaben, Fotografieren und das Sammeln diagnostischer Artefakte.

Eine vorläufige Datierung aller begangenen und kürzer besuchten Fundstätten resultierte in der Identifikation von fünf Hauptsiedlungsphasen: Neolithikum/Äneolithikum, Bronze- bis Eisenzeit, parthische bis spätsasanidische Zeit (2. Jh. V. u. Z. – 7 Jh. u. Z.), sasanidisch-früh-Islamische Zeit und Mittelalter (3. Jh. – 16 Jh. u. Z.) und früh-Islamisch bis zum späten Mittelalter (7. Jh.-18 Jh. u. Z.). Über die Hälfte der Fundstätten (33) datiert in die Zeit der Parther/Sasaniden/Mittelalter. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass diese Siedlungen auf den Schichten älterer Perioden gegründet wurden, die unterhalb des Niveaus der heutigen Schwemmebene liegen. 20 Orte, die in das Neolithikum bis in die Eisenzeit datieren, konzentrieren sich in der Schwemmebene, zwischen den Flüssen Meana und Chaacha. Um festzustellen, ob weitere prähistorische Siedlungen vorhanden sind, müssten Bohrkerne genommen oder Tiefschnitte und weitere umfangreiche Grabungen angelegt werden. Weitere regionale geomorphologische und paläoökologische Forschungen sollten zusammen mit archäologischen Surveys unternommen werden, um ein ganzheitliches Verständnis zu erlangen in dem Monjukli Depe existierte.

Für weiterführende Literatur siehe: Castro Gessner in Pollock et al. 2018.

 

Blick auf die Ebene von Göbekli Depe aus (CMS Site 3). Der Hügel war in der sassanidischen bis spätmittelalterlichen Zeit besiedelt. Im Hintergrund das Heiligtum Baba Meana.

Blick auf die Ebene von Göbekli Depe aus (CMS Site 3). Der Hügel war in der sassanidischen bis spätmittelalterlichen Zeit besiedelt. Im Hintergrund das Heiligtum Baba Meana.

Blick auf den Kopet Dag; im Zentrum des Bildes der markante Hügel Welnamly Depe (CMS Site 4), ein sassanidischer und frühislamischer Fundort.
Blick auf den Kopet Dag; im Zentrum des Bildes der markante Hügel Welnamly Depe (CMS Site 4), ein sassanidischer und frühislamischer Fundort.
Flacher Tell ohne Namen in der Surveyregion (CMS Site 16).
Flacher Tell ohne Namen in der Surveyregion (CMS Site 16).
Tiefes Wadi in der Nähe von Karakala (CMS Site 20).
Tiefes Wadi in der Nähe von Karakala (CMS Site 20).
Ausgewählte Keramikscherben aus Shehitli Depe (CMS Site 1), einer Fundstätte der sassanidischen und frühislamischen Zeit.
Ausgewählte Keramikscherben aus Shehitli Depe (CMS Site 1), einer Fundstätte der sassanidischen und frühislamischen Zeit.
 In die frühislamische Zeit datierender Hügel in der Surveyregion (CMS Site 49)
In die frühislamische Zeit datierender Hügel in der Surveyregion (CMS Site 49).
Der neolithische Fundort Chagylly Depe. Die merkwürdige, aus verschiedenen
Der neolithische Fundort Chagylly Depe. Die merkwürdige, aus verschiedenen "Hügeln" bestehenden Form ist auf Abraum der Ausgrabungen in den 1960er Jahren zurückzuführen.
egehung eines Fundorts im Untersuchungsgebiet des Chaacha-Meana Surveys. Links ragt die große bronzezeitliche Siedlung Altyn Depe ins Bild.
Begehung eines Fundorts im Untersuchungsgebiet des Chaacha-Meana Surveys. Links ragt die große bronzezeitliche Siedlung Altyn Depe ins Bild.