Siedlungslayout
Der Siedlungsplan des Meana Horizonts lässt sich am besten in den jüngsten Besiedlungsphasen fassen (Straten I und II), da neben dem großflächigen Freilegen der oberen Schichten in den Units B, D, E und F auch die von Berdiev eingezeichneten Baustrukturen durch sogenanntes "Scraping", das großflächige Abziehen der Oberfläche mit einem hackenähnlichen Gerät, überprüft bzw. ergänzt werden konnten.
So ist das äneolithische Dorf-Layout durch eine im Vergleich zu neolithischen Fundorten sehr dichte und regelmäßige Bebauung gekennzeichnet, die entlang von geraden Wegen und um Außenflächen herum organisiert ist.
Die rechteckigen Häuser wurden eng nebeneinander gebaut und grenzen aneinander an, wenngleich sie keine gemeinsame Mauer aufweisen. Sie haben mit wenigen Ausnahmen eine ähnliche Orientierung, mit den Hausecken ungefähr in die vier Himmelsrichtungen zeigend.
Der schon vom ehemaligen Ausgräber erkannte Weg, von uns "Berdiev Street" getauft, verläuft in nordwest-südöstlicher Richtung und findet ein abruptes Ende in der östlichen Ortshälfte. Dort steigt er geringfügig an, ist in der Mitte mit einer Reihe von Steinen gepflastert und endet mit einem großen, aufrechtstehenden Kalkstein, der ein ehemaliges Tor markierten. Dieses Tor hatte eine einflügelige Tür, was der an der anderen Türwange befindliche Türangelstein anzeigt. Rund um das Tor lagen sowohl im Straßenbereich westlich des Tors als auch im eingegrenzten Bereich östlich mehrere weitere Türangelsteine, die verdeutlichen, dass der östlich des Tors gelegene Dorfbereich, der "Eastern Midden", abschließbar sein sollte. Es handelt sich dabei um ein hofähnliches Gelände mit massiven Asche-Akkumulationen, in denen neben zahlreichen Tierknochen auch "tokens", Tierfigurinen sowie gebrannte und ungebrannte Keramik zutage trat. Nach Ergebnissen der faunalen Funde dürfte es sich dabei um einen Platz gehandelt haben, auf dem Schlachtabfälle von Festen abgelagert worden waren. Zum schon erwähnten Tor führt auch die sogenannte "South Street", die in südwest-nordöstlicher Richtung an einer Mauer entlang verläuft, die die westliche Grenze des abgesonderten Eastern Midden darstellt. In südwestlicher Richtung führt diese Straße zu einem anderen, wesentlich einfacher gestalteten Torbereich, der vermutlich zeitweise zu dem südlich von Haus 1 gelegenen "Central Midden" Zugang bot. Um diesen ebenso mit Asche verfüllten Außenbereich sind mindestens sechs Häuser angeordnet, deren Bewohner*innen diesen Bereich vermutlich kollektiv nutzten. Eine ähnliche gemeinschaftliche Nutzung dürfte auch der mit Öfen versehene Bereich nördlich von Haus 2 erfahren haben.
Ob in den früheren äneolithischen Phasen ein ähnliches Bebauungsmuster entlang von innerörtlichen Wegen zu finden ist, kann vorerst nicht geklärt werden. Der Central Midden dürfte schon in den früheren Phasen existiert haben, im Gegensatz zum Eastern Midden, der über einem zum Teil noch bis Schicht III bebauten Areal angelegt wurde. Trotz solcher Veränderungen, bei denen Häuser durch Außenflächen ersetzt werden, oder umgekehrt Außenflächen durch Häuser, ist die Besiedlung im Äneolithikum auch durch eine gewisse Kontinuität gekennzeichnet: einige Häuser wurden strikt übereinander gebaut (siehe die Sequenz von Haus 20, dann 9 und schließlich 1); andere Häuser wie Haus 3 und 4 wurden trotz zwischenzeitlicher Auflassungsphasen fast über die gesamte Besiedlungszeit hin verwendet.
Für weiterführende Literatur siehe: Pollock et al. 2011; Pollock et al. 2013; Chapter 2 in Pollock et al. (Hrsg.) 2019; Heit in Vorbereitung.