Figurinen
Figürliche Darstellungen treten in Monjukli Depe fast ausschließlich als kleine, handgeformte Tonobjekte in tierähnlicher Gestalt auf. Diese zoomorphen Figurinen sind ungebrannt und stellen vorwiegend vierbeinige Tiere dar. Ihre Silhouette ist wenig ausgearbeitet: neben den Beinen sind Rumpf und Schnauze meistens gut erkennbar, während andere Körperteile wie Ohren, Hals, Schwanz oder Buckel oft nur angedeutet bleiben.
Auf der Grundlage einheitlicher Wiedergaben von bestimmten Körperbereichen können die Figurinen in Gruppen kategorisiert werden. Die Mehrheit scheint Ziegen-ähnliche Körperformen und -merkmale aufzuweisen. Auch Darstellungen mit Rinder-ähnlichen Körpermerkmalen kommen häufig vor – bei einigen davon wurde eine Art Buckel auf dem Rücken angebracht. Daneben gibt es formal einzeln bleibende Figurinen, die Ähnlichkeiten mit Tieren wie Schafe oder Hunde aufweisen, jedoch keinen größeren Gruppen zugeordnet werden können.
Neben solchen "Ganzkörper"-Darstellungen in Tierform wurden auch kleine aus Ton gefertigte Hörner gefunden, die gelegentlich runde Stabeindrücke aufweisen. Diese Hörner sind meist zu groß, um als Teil der zoomorphen Tonfigurinen gedient zu haben. Sie könnten an größeren, aus organischem Material bestehenden Objekten befestigt gewesen sein, oder stellvertretend für Horntiere gestanden haben.
Mit Ausnahme eines einzigen neolithischen Exemplars datieren alle Figurinen in das frühe Äneolithikum. 57 Tierfigurinen und 38 Hörner stammen aus den Schichten des Meana-Horizonts. Vorwiegend wurden sie in Ascheschichten außerhalb und innerhalb von Häusern gefunden, in denen sie womöglich gut erhalten blieben.
Eine zeitliche Verteilungsanalyse der Tierfigurinen und Tonhörner der frühäneolithischen Periode ergab eine deutliche Verschiebung der Fundsituation im Laufe der Zeit. In den frühen Schichten zeigt sich eine starke Verbindung zwischen zoomorphen Tonobjekten und bestimmten Häusern, während sie in den späteren Besiedlungsphasen über den gesamten Ort und in diversen Bereichen verteilt sind. Diese Verschiebung verweist auf einen deutlichen Wandel der mit diesen Objekten assoziierten Praktiken: von einer exklusiveren Handhabung zu einer kollektiven, öffentlichen Nutzung. Eine stilistische Veränderung der charakteristischen Tierformen im Besiedlungsverlauf ist hingegen nicht zu beobachten. Allgemein kann von einer Bedeutung der Tierfigurinen über wirtschaftliche Aspekte prähistorischer Tierhaltung hinaus ausgegangen werden, die damit einen Einblick in die vielseitigen Tier-Mensch Beziehungen in der Siedlung gewähren.
Am westlichen Rand des Fundorts kamen zudem zehn kleine spitzzulaufende Figurinen zu Tage, die als abstrakte anthropomorphe Darstellungen gedeutet werden können. Sie stammen aus einer nach dem Verlassen der Siedlung angelegten Grube, die laut 14C Daten der Anau Ib-Zeit zuzuordnen ist. Ihre Darstellungsweise zeigt morphologische Parallelen zu Menschendarstellungen aus dem nahegelegenen mitteläneolithischen Fundort Ilgynly Depe.
Für weiterführende Literatur siehe: Eger in Pollock et al. (Hrsg.) 2019.