Tokens
Als Tokens werden kleine, 1-3 cm große geometrische Objekte aus Ton bezeichnet. In den Ausgrabungen 2010-2014 in Monjukli Depe entdeckten wir um die 400 Tokens, die fast alle aus den äneolithischen Schichten stammen. Viele wurden in Ascheschichten gefunden, und alle bestehen aus ungebranntem oder nur leicht gebranntem Ton. Die meisten Tokens machen den Anschein einer eher hastigen, unsorgfältigen bis groben Herstellung. Es gibt allerdings auch stärker ausgearbeitete Stücke. Der niedrige Fragmentierungsgrad und das Fehlen von Nutzungspuren sprechen für eine kurze Verwendungszeit und Entsorgung nach Gebrauch.
Die Tokens lassen sich in fünf Formen unterteilen: flach, kugelig, konisch, zylindrisch, gedrungen. Diese Grundformen konnten anhand von Kniffen, Ritzungen, Bohrungen, Abdrücken oder einer Kombination derselben modifiziert werden. Solche sekundären Veränderungen wurden für mehr als ein Drittel der Tokens festgestellt. Somit ist in Monjukli Depe ein vielfältiges Spektrum an Erscheinungsbildern vorhanden. Oft findet man
- runde Plättchen mit konvexen Oberflächen
- pyramidenförmige Tokens
- gedrungen-konische Tokens mit rundlichem Kopfteil
- schmale konische Tokens mit rundlichem Kopfteil
- konische Tokens mit Durchbohrungen
- konische Tokens mit Krönchen als Kopfteil
Für die schiere Anzahl an gefundenen Tokens gibt es in der Vorgebirgszone des Kopet Dag keine Parallelen. Ähnliche Tonobjekte kommen zwar in anderen prähistorischen Siedlungen der Region gelegentlich vor, sind jedoch mit der Ausnahme von Monjukli Depe ein vorwiegend neolithisches Phänomen. Weiter westlich im iranischen Hochland bieten v.a. die Fundorte Tappeh Khaleseh und Zagheh eine gute Vergleichbasis, sowohl was die Formen als auch die Häufigkeit betrifft. Die Seltenheit von Tokens in anderen zeitgleichen Siedlungen dürfte z.T. den unterschiedlichen Ausgrabungsstrategien und taphonomischen Prozessen geschuldet sein.
Es ist unklar, welche Funktionen und Bedeutungen diese Lehmstückchen in Monjukli Depe hatten. In der archäologischen Literatur werden Tokens oft als Zählsteine verstanden und mit wirtschaftlichen Aktivitäten assoziiert. Dies muss jedoch nicht immer zutreffen. Denkbar ist eine Vielzahl anderer Nutzungen, wie z.B. als Spielstein, Gedächtnishilfe, Figurine, Schleudergeschoss oder als Schmuck.
Die Fundkontexte lassen keine Schlüsse darauf zu, wofür diese Objekte in Monjukli Depe benutzt wurden. Eine Funktion als Zählstein erscheint aufgrund der ambivalenten Klassifikationsmöglichkeiten eher unwahrscheinlich. Die Durchbohrungen und Einritzungen könnten auf "magische" Praktiken hindeuten, die zumindest mit manchen dieser Figur-ähnlichen Dinge ausgeübt worden sein mögen. Es sind gerade diese Modifikationen, die sich in prähistorischen Tokens von Orten des iranischen Hochlands wie Tappeh Zagheh oder Tol-e Bashi nur sehr selten wiederfinden lassen und auf vorwiegend ortsgebundene Praktiken schließen lassen.
Für weiterführende Literatur siehe: Daitche in Pollock et al. (Hrsg.) 2019.